Dossier: Gesellschaftsstruktur

Die Gesell­schaft der Jeni­schen unter­schied sich, bis auf die fah­rende Lebens­weise, nicht allzu sehr vom patri­ar­cha­lisch gepräg­ten Modell der bäu­er­li­chen Groß­fa­mi­lie – jedoch unter­hielt man oft weit­rei­chende Kon­takte zu den ent­fern­ten Cou­sins und Cou­si­nen, Onkeln und Tan­ten. Zu gewis­sen Zei­ten im Jahr konnte es dazu kom­men, dass sich meh­rere Äste der Fami­lie bei ihren Wan­de­run­gen an einem Ort zusam­men­fan­den, um sich dort aus­zu­tau­schen, zu fei­ern und neu ken­nen­zu­ler­nen. Die jeni­sche Spra­che spielte dabei oft eine wich­tige Rolle, da sie so man­che über die Lan­des- und Sprach­gren­zen hin­aus gewach­sene Fami­lie zusam­men­hielt (→ Dos­sier: Jenisch als Spra­che). Als Wis­sens­spei­cher und Geschichtenerzähler:innen genos­sen die Älte­ren einen beson­de­ren Respekt, sowie auch die Kin­der, die in der Gruppe gemein­sam auf­ge­zo­gen wurden. 

Die Jeni­schen waren, ent­ge­gen ihrem Ruf, nicht wirk­lich kin­der­rei­cher als andere Fami­lien zu die­sen Zei­ten. Das Ehe­ge­lübde wurde genauso ernst genom­men, wie bei den Sess­haf­ten – sogar noch etwas erns­ter, wie man­che Jeni­sche gerne selbst behaupten. 

Die Jeni­schen unter­schie­den sich aber in ihren Tra­di­tio­nen und Wert­vor­stel­lun­gen von den sess­haf­ten Nachbar:innen. Ein Haupt­aspekt ist dabei das Tei­len. So gehört etwa die Natur allen Men­schen und teilt ihre Früchte mit allen. Ein Apfel­baum z.B. wächst also nicht nur für seine Besitzer:innen, son­dern für alle Menschen. 

Weil das Tei­len ein Grund­wert in der jeni­schen Kul­tur ist, maß man dem Hor­ten von Reich­tü­mern oder einem per­sön­li­chen Sta­tus weni­ger Bedeu­tung zu als man­che Sess­hafte. Im Gegen­teil. Man teilte die erwirt­schaf­te­ten Res­sour­cen mit der Groß­fa­mi­lie, das gehört(e) zum guten Ton – und war (und ist) gleich­zei­tig auch (über-)lebensnotwendig.

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Willi Pechtl: Jeni­sche Großzügigkeit

Willi Pechtl erzählt von einer Bege­ben­heit, die er mit dem Jeni­schen Peter Von­stadl erlebte. Die­ser lieh sich, da sel­ber mit­tel­los, Geld von einem sess­haf­ten Freund, um einige Waren trans­por­tie­ren und ver­kau­fen zu kön­nen. Nach dem offen­bar gelun­ge­nen Ver­kauf kehrte Peter zurück und zahlte aus Dank­bar­keit mehr als den Kre­dit zurück.

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Peter Von­stadl: Treue in der Liebe

Peter spricht dar­über, wie er den ehe­li­chen Zusam­men­halt sei­ner jeni­scher Fami­lie mit­er­lebt hat und hebt ins­be­son­dere deren eiserne Treue her­vor. Er erwähnt außer­dem bei­läu­fig, dass ein Teil sei­ner Ver­wandt­schaft, wie er selbst, als Kin­der in Pfle­ge­fa­mi­lien gelebt haben. Kurz macht

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